Letztes Update: 13.09.2009
| |
Tollwut
Tollwut ist eine seit Jahrtausenden bekannte Virusinfektion, die bei Tieren
und Menschen eine akute lebensbedrohliche Encephalitis (Gehirnentzündung)
verursacht. Synonyme sind die Begriffe Lyssa, Rabies und Rage. Früher benutzte
man auch das Synonym Hydrophobie (Wasserfurcht).
Das Virus kann die meisten Arten warmblütiger Tiere betreffen, ist aber unter
Nicht-Fleischfressern selten. Das stereotypische Bild eines angesteckten
(„tollwütigen“) Tieres ist der „verrückte Hund“ mit Schaum vor dem Mund, aber
auch Katzen, Frettchen, Füchse, Dachse, Waschbären, Backenhörnchen, Stinktiere
und die Fledertiere - Vampire-Fledermaus (Desmodus rotundus bzw. Desmodus spec.);
bei insektenfressenden Fledertieren meist Fledermäuse (Microchiroptera) und
fruchtfressenden Fledertieren meist Flughunde (Megachiroptera sehr selten) -
können tollwütig werden beziehungsweise die klassische Tollwut oder eine andere
Form übertragen. Hauptüberträger ist der Fuchs. Eichhörnchen, andere Nagetiere
und Kaninchen werden sehr selten angesteckt. Vögel bekommen sehr selten Tollwut,
da ihre Körpertemperatur höher liegt als es für eine optimale Vermehrung des
Virus notwendig ist. Tollwut kann sich auch in einer so genannten
„paralytischen“ Form zeigen, bei welcher sich das angesteckte Tier unnatürlich
ruhig und zurückgezogen verhält.
|
Erreger
| Genotyp 1: Rabiesvirus (RABV) = Tollwutvirus Dieses Virus ist das
klassische Tollwutvirus. |
|
| Genotyp 2: Lagos-Fledermausvirus = Lagos bat virus (LBV) |
|
| Genotyp 3: Mokola-Virus (MOKV) |
|
| Genotyp 4: Duvenhage-Virus (DUVV) |
|
| Genotypen 5 und 6: Europäisches Fledermaus-Lyssavirus = European bat
lyssavirus (EBLV 1, 2) |
|
| Genotyp 7: Australisches Fledermaus-Lyssavirus = Australian bat
lyssavirus (ABLV) |
|
Die Übertragung:
Das Virus ist im Speichel eines tollwütigen Tieres vorhanden und der
Infektionsweg führt fast immer über einen Biss. Aber auch kleinste
Verletzungen der Haut und Schleimhäute können das Eindringen des Virus per
Schmierinfektion bzw. Kontaktinfektion ermöglichen. In vitro ist eine
Übertragung durch Schleimhäute vorgekommen. Möglicherweise geschah eine
Übertragung in dieser Form bei Menschen, die von Fledermäusen bevölkerte
Höhlen erforschten. Außer bei der Organtransplantation (drei Fälle in den
USA zu Beginn des Jahres 2004 und drei Fälle in Deutschland Anfang 2005),
ist die Übertragung von einer Person zur anderen bislang nicht beobachtet
worden.
|
Krankeiheitsverlauf beim Tier:
An Tollwut können alle Säugetiere und bedingt auch Vögel erkranken. Die
Inkubationszeit beträgt im Regelfall 2 bis 8 Wochen. Die Krankheit dauert
zwischen einem Tag und einer Woche und endet praktisch immer tödlich. Die
Krankheit beginnt häufig mit Wesensveränderungen.
|
Erkrankte Haushunde können dabei besonders aggressiv und bissig werden,
sind übererregt, zeigen einen gesteigerten Geschlechtstrieb und bellen
unmotiviert („rasende Wut“). Später stellen sich Lähmungen ein, die zu
heiserem Bellen, Schluckstörungen (starkes Speicheln, Schaum vor dem Maul),
Heraushängen der Zunge führen und infolge Lähmung der Hinterbeine kommt es
zum Festliegen. Die Phase der „rasenden Wut“ kann auch fehlen und die
Tollwut gleich mit dem Lähmungserscheinungen beginnen („stille Wut“). Es
kommen auch atypische Verläufe vor, die zunächst einer Magen-Darm-Kanal-
Entzündung (Gastroenteritis) gleichen.
|
Bei der Hauskatze gleicht das klinische Bild dem des Hundes. Häufig
zieht sich eine erkrankte Katze zurück, miaut ständig und reagiert aggressiv
auf Reizungen. Im Endstadium kommt es zu Lähmungen.
|
Beim Hausrind zeigt sich eine Tollwut zumeist zunächst in
Verdauungsstörungen, es kommt zu einer Atonie und Aufgasung des Pansens und
Durchfall. Insbesondere bei Weidehaltung muss die Tollwut immer als mögliche
Ursache für Verdauungsstörungen in Betracht gezogen werden. Später stellen
sich Muskelzuckungen, Speicheln, ständiges Brüllen und Lähmungen der
Hinterbeine ein. Bei kleinen Wiederkäuern wie Schafen und Ziegen dominiert
die „stille Wut“, es können aber auch Unruhe, ständiges Blöken und ein
gesteigerter Geschlechtstrieb auftreten.
|
Beim Hauspferd kann die Tollwut als „rasende Wut“ mit Rennen gegen
Stallwände und Koliken oder als „stille Wut“ mit Apathie auftreten. Die
„stille Wut“ kann mit einer Bornaschen Krankheit verwechselt werden.
|
Beim Hausschwein dominieren Aufregung, andauerndes heiseres Grunzen,
Zwangsbewegungen und Beißwut.
|
Bei Vögeln ist die Krankheit sehr selten und äußert sich in ängstlichem
Piepen, Bewegungsstörungen und Lähmungen.
|
Bei Wildtieren führt eine Tollwut häufig zum Verlust der natürlichen
Scheu vor dem Menschen. Im Endstadium kommt es zu Lähmungen der Hinterbeine
|
Therapie :
Es gibt kein bekanntes Heilmittel gegen Tollwut. Nach einer Infektion
und Überschreitung der Frist für eine Postexpositionelle Prophylaxe wurde in
letzter Zeit eine Behandlung mit antiviralen Medikamenten, Virustatika, und
zeitgleichem künstlichem Koma zur Stoffwechselreduzierung versucht. Diese
Therapieversuche waren jedoch bisher nicht erfolgreich, da nur einige wenige
Patienten eine solche Behandlung mit schwersten Gehirnschäden überlebten.
Als erster Mensch, der eine solche experimentelle Therapie nach einer
Infektion weitestgehend ohne schwerwiegende Folgeschäden überstanden hat,
gilt die US-Amerikanerin Jeanna Giese. Am 12. Mai 2006 starb ein
Jugendlicher in Houston, Texas, an Tollwut als Folge eines Fledermausbisses,
obwohl diese experimentelle Therapie angewendet wurde.
|
Vorbeugung:
Die Erkrankung kann jedoch durch rechtzeitige Impfung verhindert werden.
Die Tollwut verdammte ursprünglich jeden, der daran erkrankte, zum Tode, bis
Louis Pasteur 1885 die erste Tollwut-Impfung entwickelte und gebrauchte, um
das Leben von Joseph Meister zu retten, der von einem tollwütigen Hund
gebissen worden war. Heutige Impfstoffe sind relativ schmerzlos und werden
in den Arm, ähnlich wie eine Grippe- oder Wundstarrkrampf-Impfung
verabreicht. Sie bestehen aus inaktivierten Viren, welche in menschlichen
(humanen) diploiden Zelllinien oder Hühnerfibroblasten angezüchtet werden.
|
Eine Impfung kann auch Stunden nach einem Biss noch erfolgreich sein.
Für eine nachträgliche Impfung bleibt mehr Zeit, wenn die Wunde relativ weit
vom Kopf entfernt ist und durch den Biss keine venösen Blutgefäße verletzt
worden sind. Das Robert-Koch-Institut gibt folgende Richtlinie für die
postexpositionelle Impfung vor:
|
Quelle Wikipedia http://www.wikipedia.de
|
|